Unsere letzten Monate waren sehr anstrengend und herausfordernd. Vom Abmelden aus Deutschland, über die Firmengründung in den USA war alles dabei. Vom Feiern einiger Geburtstage bis hin zu Existenzängsten und Vorfreude endlich wieder loszufahren. Das Fernweh ist einfach so sehr groß und unsere Bucket List wahnsinnig lang. Es gibt so viele Länder und Kulturen, welche wir noch kennen lernen möchten.
Am 5. November waren wir soweit und hatten alles vorbereitet und erledigt. Wir starteten mit einem kurzen Abstecher nach Schleswig-Holstein. Hier treffen wir meine Schwester und Familien und auf unser nächstes Zirkuswagenprojekt MICA. Wir schauen uns ein wunderschönes Grundstück direkt am Deich irgendwo im nirgendwo an. Hier werden wir aber März einige Zeit verbringen und ein hoffentlich neues Schmuckstück entstehen lassen. Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns auf dieses Projekt.
Wo es für uns hingehen soll, war lange ungewiss. Wir hatten so viele Wünsche, welche wir verbinden wollten. Zum einen hatten wir ein großes Bedürfnis an Schmuddelwetter. Ja, die letzten Jahre waren doch sehr geprägt von warmen, schönen Tagen. Aber nun dürstet es uns nach Schmuddelwetter, Einkuscheln, Tee trinken und Co. Daher stand eine ganze Zeit Schweden/Norwegen auf unserer Route. Doch nach ca. 14 Tagen Schmuddelwetter haben wir oft genug und möchten wieder in die Wärme und uns im Meer aalen. Der Weg vom Norden nach Spanien, Portugal, Griechenland und Co. war uns dann doch zu weit. Aber da war auch noch unser Wunsch, Weihnachten im Schnee zu verbringen. Letztes Jahr in Mexiko war es toll, aber eben kein richtiges Weihnachten für uns. Dann machen wir doch Österreich und fahren Richtung Griechenland und Türkei. Das sind nämlich Länder, welche wir ganz unbedingt noch sehen möchten und der Wunsch natürlich noch weiter Richtung Osten zu reisen. Aber da ist das Projekt MICA im März. Es macht also nicht so viel Sinn nach Griechenland und Co zu reisen, wenn wir zwei Monate später wieder im Norden von Deutschland sein möchten. Tja, alles gar nicht so einfach mit dem Reisen ;-). Mein, Caros, Wunsch ist schon lange, um die Weihnachtszeit in Paris zu sein. Auch W. wünscht sich, einmal Paris kennenzulernen. Wir hatten 2019 schon einen Versuch gestartet, diesen aber abgebrochen, da es zu dieser Zeit viele Streiks und Unruhen in Paris gab. Sollte es also in diesem Jahr so weit sein - Weihnachten in Frankreich und Paris? Fast :-) Der Familienrat hat sich auf Frankreich als erstes Land geeinigt und Weihnachten in den Pyrenäen. Also ging es für uns einmal durch Deutschland Richtung? Ja, wohin nun Frankreich? Nein, erst einmal ging es in den Harz. Da wir immer noch nicht so recht wussten, wie wir fahren (Route) und noch einen Termin von W. auf dem Zettel hatten.
Bereits 2019 mit dem Start unserer Reise fuhren wir auf dem Weg nach Frankreich durch den Harz. Schierke, Wernigerode uvm. besuchten wir. Uns war nach dem ganzen Trubel aber sehr nach Natur und Ruhe. So suchten wir uns einen netten Platz irgendwo in der Natur vom Oberharz und verbrachten hier entspannte fünf Tage. Wir besuchten die Hermannshöhle und uns war vorher schon klar, dass die Carlsbad Caverns in New Mexico nichts toppen können. Und so war es auch. Nett anzusehen, aber mehr auch nicht. Die Führung war auch etwas befremdlich und die Dame, welche sie geleitet hat, reagierte auf Fragen, von den Teilnehmer*innen nur bedingt. Kann man machen, muss man aber nicht. Wir sind wieder angekommen in unserem Leben. Wir haben uns Zeit gegeben, eine neue Routine zu finden und die letzten Wochen zu verarbeiten. Ganz in der Nähe befand sich die Rappbodetalsperre. Wir wanderten durch die Wälder bis hin zur Titan RT, der Hängebrücke im Oberharz. Gingen nicht drüber, sondern beobachteten Menschen, welche sich via Zipline in den Abgrund sausen ließen. Spielten vergnügt auf dem Spielplatz und genossen etwas Sonne. Zählten Lebensringe an gefällten Nadel- und Laubbäumen, bestimmten Gestein und beobachteten Vögel. Sprachen mit einem Jäger über die Schweinepest und lernten wieder einmal Dinge von ganz allein. Die Welt und das Leben sind eben die größte Bildungsquelle. Wir machten fast jeden Abend ein Lagerfeuer, tanzten unter dem Sternenhimmel und waren glücklich, wieder unterwegs zu sein. Das ist unser Leben, in dem wir uns wohlfühlen und glücklich sind. Wir wären gern noch ein paar Tage länger geblieben, doch unsere Heizung lief auch auf Hochtouren, anders als in den letzten Jahren. Da brauchten wir sie maximal zum Wasser erwärmen, nun brauchen wir also Gas zum Heizen. Daher packten und verließen wir früher als gedacht den Platz und versorgten das Womo und unseren Kühlschrank mit den notwendigen Dingen.
Für uns ging es weiter durch die Mitte Richtung Süden. Unser Ziel war es am 20. November in Ingolstadt zu sein. Dort hatte W. eine Verabredung mit einer Freundin, die sie im Sommer bei unserem Projekt Roland kennengelernt hatte. Wir ließen uns aber trotzdem Zeit, dort hinzukommen und fuhren kurz vor Bayreuth von der Autobahn ab. Wir landeten auf einem Stellplatz nur unweit der Autobahn. Kostenfrei inkl. Wasser und Strom. Nicht schön, aber praktisch. Hier verbrachten wir weitere drei Tage. Es wurde noch einmal ruhiger, denn W. ging es nicht so gut. Also tranken wir noch mehr Tee und kuschelten einmal mehr. Der Platz lag auf dem Gelände des Wohnmobilherstellers Frankia. Gern hätten wir noch eine Werksführung gemacht, aber leider wurde diese nicht angeboten. Wir interessieren uns nämlich für eine Klimaanlage für unser Womo und sahen auf den dort stehenden Mobilen, dass unsere Wahl dort verbaut war. Wäre super gewesen, einmal zu schauen, wie die Klimaanlage verbaut in live aussieht. Aber gut. Sollte nicht sein.
Nächster Halt war jetzt Ingolstadt. Wir fuhren direkt in die Stadt und erledigten so etwas wie Wäsche waschen, einkaufen und kleinere Vorbereitungen für die Weihnachtszeit. Nach einer doch ruhigen Nacht mittendrin ging es nun in das Naturschutzgebiet, in dem wir bereits im Sommer knapp 8 Wochen verbracht und gebaut haben. Dort kannten wir uns bestens aus. Ebenfalls warteten wir auch noch auf ein Paket, welches meine Eltern uns dort an eine Paketstation geschickt hatten. Geplanter Aufenthalt ca. 4 Tage. Am Ende waren es 8 Tage. Das Paket erreichte uns nicht und ein kleines Post-Service-Drama versüßte uns jeden Tag den Tag nicht. Keine Ahnung, warum es nicht möglich war, das Paket zuzustellen. Am Ende haben wir wilde Diskussionen mit der Serviceabteilung geführt und es dann an den Absender zurückgeschickt. Wir hatten aber auch eine gute Zeit in Ingolstadt an unserem Baggersee und am Kneippbecken. W. hatte eine schöne Zeit mit Ihrer Freundin.
Wir möchten auch einmal von den komischen Momenten im Campingleben berichten. Wir standen an dem besagten Baggersee und kannten den anliegenden Weiher aus dem Sommer. Dort war eine Art Treff für Männer. Im Sommer hatten wir es nicht wirklich mitbekommen und fühlten uns auch nicht unwohl. Badeten dort mit allen anderen. Jetzt im Herbst war es doch schon etwas anderes. Es kamen ständig Autos. Menschen stiegen aus. Gingen in den Wald und kamen 20 - 30 Minuten später wieder. Das ging den ganzen Tag so. Es war schon echt befremdlich und etwas anstößig. Wir fragen uns, warum sich die Menschen nicht in einer Wohnung treffen, sondern ihre Neigungen im Wald ausleben, wo andere Menschen wandern und nicht auf solche Begegnungen vorbereitet sind oder eher nicht wünschen. Wir sind sehr offene Menschen, aber wir fanden es doch schon etwas schräg, um nicht zu sagen, dass wir echt angewidert waren.
Nachdem wir nun das Paket abgeschrieben hatten, konnten wir endlich weiter. Unser Ziel war es nun Weihnachtsstimmung einzufangen, so viel es geht. W.s Freundin sagte bereits im Sommer, dass Eichstätt eine kleine schöne Stadt ist. Also ging unsere Fahrt zunächst nach Eichstätt, denn wir waren immer noch nicht sicher, welche Route wir nach Frankreich einschlagen werden. In Eichstätt angekommen, fanden wir einen Womo-Platz direkt am Fluss. Von dort aus konnte die Altstadt gut zu Fuß erreicht werden. Wir parkten und kochten uns Mittag. Am späteren Nachmittag sollte es in die Altstadt gehen, denn dort sollte der Weihnachtsmarkt eröffnet werden und es gab etwas Programm. So schlenderten wir in der Dämmerung oder im Grau durch den Regen in die Stadt. Tatsächlich gefiel uns der Ort sehr gut. Eichstätt hat auch eine riesige Uni und der Campus zieht sich durch die ganze Stadt. Ich, Caro, fühlte mich zurückversetzt in meine Studienzeit. Die Bibliothek war hell erleuchtet und da kamen viele Erinnerungen hoch. Nach ca. 30-40 Minuten zu Fuß waren wir am Markt angekommen. Es gab eine kleine Eisbahn und einen wirklich kleinen Weihnachtsmarkt. In der Mitte war eine Feuerstelle. Der Chor sang und im Anschluss betete der Bürgermeister (Mathias ist sich übrigens nicht sicher, ob es wirklich der Bürgermeister war ;-) sollte ich unbedingt erwähnen) mit den Anwesenden. Ein riesiger Weihnachtsbaum wurde mit der Feuerwehr und einer Drehleiter inkl. helfender Kinder geschmückt. Im Innenraum eines Gebäudes gab es Handwerkskunst zu kaufen. Die Einnahmen gingen komplett an Hilfsorganisationen für Kinder in Not. W. entdeckte eine Strickmaus, welche sie von ihrem Taschengeld kaufte und wir nahmen uns einen Strohstern als Ergänzung zu unserem Weihnachtsschmuck mit. Wir aßen noch einmal gebrannte Mandeln und gingen dann zurück nach Hause. Wir waren vom Regen ganz schön durchgeweicht und durchgefroren. Zu Hause angekommen, nutzten wir die Stimmung gleich aus und schmückten auch unser Womo weihnachtlich. Mathias und W. taten das unter Anweisungen ;-) während ich, Caro, den Punsch vorbereitete. Zwischen Strohstern, Kerzen und Holzweihnachtsbäumchen tranken wir gemütlich und selig unseren ersten Weihnachtspunsch.
Den nächsten Tag nutzen wir für eine große Toberunde. Während Mathias und W. draußen Fangen und Verstecken spielten, bastelte ich die kleinen Weihnachtstüten für W.s Adventskalender. Es gab noch Mittag am Platz (14:30 Uhr) und noch eine Runde Weihnachten mit Helene Fischer und Tanzeinlagen zwischen W. und mir, Caro. Die Gesangseinlagen von mir, Caro, natürlich nicht zu vergessen. :-)
Die Route steht! Nach langem hin und her der Routenplanung haben wir uns nun festgelegt. Es geht nicht über die Schweiz nach Frankreich. Wir fahren in Richtung Baden und werden, wie schon so oft, via Kehl und Straßburg nach Frankreich reisen. Wir wären gern über die Schweiz gefahren, aber es hat unterschiedliche Gründe, warum wir uns dagegen entschieden haben. Zum einen gibt es keine 10-Tages-Vignette mehr, sondern nur die Jahres-Version und das sind 40 CHF. Darüber hinaus sind die Dieselpreise noch einmal höher als in Deutschland, Spanien und Co.
Für uns ging es noch am selben Abend die letzten Einkäufe machen und dann via Autobahn Richtung deutsch französischer Grenze. W. wird hierfür gut im Sitzbett gebettet. Dafür bauen wir den Sitzbereich um, legen Kissen und Decken aus, so kann sie im Sitz angeschnallt sitzen und bequem Beine hochlegen sowie sich einkuscheln beim Schlafen. Damit fahren wir alle gut und sicher.
Gegen 23:30 Uhr kommen wir in Kehl an. Wir haben einen kleinen Platz gefunden, direkt an der Rheinpromenade in einem kleinen Waldstück. Es stand bereits ein weiteres Womo dort. Das gibt ein Gefühl der Sicherheit (manchmal). Mathias und ich hatten nun noch eine letzte Aufgabe für diesen Tag zu erledigen - den Adventskalender für W. fertig zu machen. Sie hatte sich nämlich gewünscht, dass in ihrem Zimmer auch weihnachtlich geschmückt wird. Aus diesem Grund haben wir uns zum Ziel gesetzt, sie am ersten Advent mit ihrem Weihnachtskalender zu überraschen. Dieser ist nämlich in diesem Jahr riesig. Nicht, weil dort eine Menge Inhalt dran/drin ist, sondern weil Mathias meine Skizze des Gestells in Riesengroß umgesetzt hat. ;-) Am Ende war es auch gut so, sonst hätten die 24 Tütchen keinen Platz gefunden. W. freute sich am nächsten Morgen sehr über ihren gigantischen Weihnachtsbaum-Adventskalender.
Eine Freude, die unsere Herzen aufgehen lassen hat, denn die Nacht war semi gut. Warum? Und warum wir plötzlich auf dem Jakobsweg gepilgerten und mit dem Uber zurück nach Deutschland fuhren? Aufklärung beim nächsten Mal.
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